Das Lehrverhalten anpassen
Blended Learning verändert die Präsenzlehre. Was also tun, wenn die Studierenden durch Content oder Aufgaben aus dem Lernmodul gut vorbereitet in die Veranstaltung kommen?
Sie fragen sich:
- Welche aktivierenden Lehrformen werden die Vorlesung ersetzen?
- Wo hole ich die Studierenden nun ab, da sie sich mit den Inhalten bereits beschäftigt haben? Entspricht das Verhalten der Studierenden meinem didaktischen Modell oder ist die Realität eine ganz andere?
- Sind die Studierenden unter- oder überfordert?
- Welche Lehr- und Kommunikationenformen in den Präsenzphasen sind geeignet die Aufmerksamkeit und das Interesse der Studierenden zu erhöhen?
- Welche Lernhilfen in den Präsenzphasen fördern die Lernziele ?
Nun können Sie sich in den Präsenzveranstaltungen neu ausprobieren - noch bevor der erste Software-Prototyp steht. Verteilen Sie den für das Lernmodul gedachten Content sowie Aufgaben oder Übungen dazu als Printmaterial und führen Sie Ihren geplanten Blended-Learning-Kurs zunächst ohne E-Learning durch.
Ihre Notizen werden möglicherweise die wichtigste Grundlage für die Konzeption der Präsenzphasen bilden. Sie werden darauf zurückgreifen, wenn es darum geht, ein gemeinsames Konzept mit Ihren Kollegen zu erarbeiten. Wenn weitere Kollegen ihre Beobachtungen beitragen, erhöht sich die Chance, dass Ihr Modell von Blended Learning am Ende dieser Phase der studentischen Realität entspricht.
Sie benötigen:
- 1 Blatt Papier mit den Fragen zur Selbstbeobachtung
- 10 Minuten Zeit während oder sofort nach jeder Lehrveranstaltung
- eine gehörige Portion Selbstdisziplin
Fragen zur Selbstreflexion
Beobachten Sie ein Semester lang, was die Studierenden und Sie während der Präsenzphasen tun. Reflektieren Sie nach jeder Veranstaltung, ob diese Tätigkeiten geeignet waren, die inhaltlichen und Verhaltenslernziele zu unterstützen. Notieren Sie, was Sie verändern wollen. Vielleicht unterstützen Sie sich in Ihrer Disziplin, die Selbstbeobachtung konsequent durchzuführen, indem Sie sie in die Vorbereitung der nächsten Sitzung einbinden. Bitten Sie die Kolleginnen und Kollegen, die denselben Kurs unterrichten, dasselbe zu tun.
Als Unterstützung für die Selbstbeobachtung empfiehlt Albrecht Hatzius, Arbeitsstelle Studium und Didaktik, HAW Hamburg einen Bogen aus dem Handbuch Hochschullehre. Beantworten Sie die Fragen auf dem Bogen während der Teamarbeitsphasen Ihrer Studierenden und/oder jeweils direkt nach den Veranstaltungen.
Fragen zur Selbstbeobachtung nach Handbuch Hochschullehre D1.2 S 20:
- Was haben die Studierenden in der Unterrichtssequenz getan?
- Was haben die Studierenden wahrscheinlich gelernt?
- Wie bewerten Sie die Tätigkeiten der Studierenden und deren Ergebnisse?
- Was haben Sie als Lehrende in der Sequenz getan?
- Wie bewerten Sie Ihre Tätigkeiten in der Situation, welche Erfahrungen haben Sie gemacht?
- Haben Sie aus diesen Erfahrungen irgendwelche Konsequenzen für künftigen Unterricht gezogen?
Quellen und weiterführende Ressourcen
Handbuch Hochschullehre (1998):
Bonn: Raabe, 1998. - Loseblattsammlung, Kap. D1.2, S. 20 (Evaluationsmethoden)
Blom (2000):
Blom, Herman: Der Dozent als Coach. Neuwied u.a.: Luchterhand, 2000
Freimuth (2000):
Freimuth, Joachim: Moderation in der Hochschule. Hamburg: Windmühle, 2000 (Moderation in der Praxis 3)