Übersicht

Die Anforderungsanalyse hilft Ihnen, die zukünftigen Nutzer Ihres E-Learning-Moduls und ihren Nutzungskontext zu verstehen. Auch die Analyse Ihrer eigenen Anforderungen als Lehrender gehört dazu. Sie gewinnen in dieser Phase viel Zeit dadurch, dass Sie Fehler vermeiden, die andere bereits gemacht und dokumentiert haben.
Fragen Sie sich:
- Welche Ziele verfolge ich mit diesem E-Learning-Modul?
- Liegen Erfahrungen vor, von denen ich profitieren kann?
- Welche Funktionen und Features benötigen die Studierenden, welche benötige ich?
- Welche Voraussetzungen bringen die Studierenden mit?
Vielleicht lassen sich in dieser Phase nicht alle Fragen erschöpfend beantworten. Trotzdem können Sie nach der Anforderungsanalyse mit gut informierten Hypothesen weiterarbeiten.
Methoden
Wir empfehlen folgende Methoden, weil sie sich in unserem Projekt bewährt haben oder weil sie dafür bekannt sind, in dieser Phase zu guten Fortschritten zu führen.
In dieser Reihenfolge:
- Fachlektüre
- Gruppendiskussionen (Focus-Group-Interviews)
- Persona-Methode
- Szenarien
- Lernziele definieren
Bitte beachten Sie:
Verwenden Sie in dieser Phase keine Fragebögen. Wir können immer wieder folgende zwei Quellen für fatale Schlussfolgerungen beobachten:
- Anwender geben keine Auskunft über ihr tatsächliches
Verhalten, auch wenn sie denken, dass sie es tun. Stattdessen beschreiben sie
einen idealtypischen Verhaltensablauf oder berichten, wie sie sich gerne
verhalten würden. Vergleiche zwischen Selbstaussagen und Beobachtungen
derselben Person durch Dritte kommen zu eklatant unterschiedlichen Ergebnissen.
Verlassen Sie sich auf die Selbstaussagen zukünftiger Anwender, ist die
Gefahr groß, dass Sie an ihrem späteren Verhalten vorbei planen.
Beispiel: Viele Anwender geben vor, Hilfefunktionen zu benutzen, weil sie wissen, dass sie es eigentlich tun sollten. Verlassen Sie sich auf diese Aussage, ist die Gefahr groß, dass Ihr E-Learning-Modul nicht selbsterklärend ist, sondern auf die Lektüre von Hilfetexten baut. Die Realität sieht anders aus: Kaum jemand nutzt diese Möglichkeit. Stattdessen werden schwer verständliche Funktionen entnervt abgebrochen. - Nach dem Bedarf an Funktionen und Features befragt, neigen Befragte dazu, alles zu benennen, was sie kennen, nicht aber das, was sie brauchen. In der gut gemeinten Absicht, den Bedürfnissen der Anwender entgegen zu kommen, werden dann bei der Anforderungsanalyse alle Wünsche berücksichtigt. Das Ergebnis ist oft eine Software, die niemand mehr versteht (so genannter "Featurismus").
Fazit: Nicht die Wünsche der Anwender sollen zählen, sondern ihre Bedürfnisse.
Quellen und weiterführende Ressourcen
Brinck et al. (2002):
Brinck, Tom; Gergle, Darren; Wood, Scott, D.: Usability for the Web:Designing Web Sites that Work. San Diego, CA: Academic Press, 2002. - Kap. 2: "Target Audience and Target Platforms" und Kap. 3: "User Needs Analysis"
Röse (2003):
Röse, Kerstin: Task-Analyse. In: Heinsen, Sven; Vogt, Petra (Hrsg.): Usability praktisch umsetzen. München u.a.: Hanser, 2003. - Kap. 8
Vogt (2003):
Vogt, Petra: Usability im Entwicklungsprozess. In: Heinsen, Sven; Vogt, Petra (Hrsg.): Usability praktisch umsetzen. München u.a.: Hanser, 2003. - Kap. 6