In der Phase der Anforderungsanalyse (Phase 1) trafen wir teils durch neue, teils durch bestätigende Informationen die folgenden Entscheidungen.
Blended Learning oder E-Learning?
Wir werden kein E-Learning-, sondern ein Blended-Learning-Modul entwickeln. Diese Entscheidung hat organisatorische, technische und vor allem didaktische Hintergründe:
- Wir brauchen kein reines E-Learning, denn Ziel des Lernmoduls ist die Bereicherung der Präsenzlehre und der häuslichen Vorbereitung auf die wöchentlichen Veranstaltungen. E-Learning ist dagegen dann sinnvoll, wenn den Studierenden eine Teilnahme an regelmäßigen Präsenzveranstaltungen nicht möglich ist.
- Erfahrungsberichte weisen auf grundsätzliche Qualitäts- und Akzeptanzprobleme mit typischen E-Learning-Features wie Chat, E-Mails und Diskussionsforen hin (z.B. Dotson, Hara, Brown). Studierende scheuen sich, Beiträge zu schreiben; versandte Arbeitsergebnisse entstehen in Hast und haben keine gute Qualität; Studierende vermissen Feedback von Lehrenden.
- Neuere State-of-the-Art-Berichte empfehlen eine Kombination der Stärken aus Präsenzlehre und E-Learning zu Blended Learning. Die oft beklagte Isolation der Studierenden (Schulmeister 2001, S. 36) ist aufgehoben. Gleichzeitig gewinnt das häusliche Studium durch leicht verfügbare Aufgaben, Übungen und Content an Qualität.
- Blended Learning beugt einer passiven Konsumhaltung der Studierenden vor (Arnold S. 90, Sauter, Schulmeister und Reglin). In den Präsenzphasen sind aktivierende Lehrmethoden möglich, die kritisches Denken, konstruktivistisches und problemlösendes Lernen fördern und deshalb Lernziele auf höheren Lernzielebenen ansprechen (Analysieren und Beurteilen).
Barrierefreiheit
Für Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, ist Barrierefreiheit von E-Learning-Angeboten ein entscheidender Faktor.
Die Fachliteratur wies uns auf die besondere Bedeutung von Barrierefreiheit (auch Accessibility) in E-Learning-Modulen hin und machte uns mit Richtlinien bekannt. Das Gesetz zur Gleichstellung behinderter Menschen (BGG) schreibt seit dem 27. April 2002 auch in Deutschland Barrierefreiheit von öffentlichen Informationsangeboten gesetzlich vor.
Das Medium sinnvoll nutzen
In ihrem Überblick über Erfahrungsberichte über E-Learning wiesen uns Schulmeister, Arnold und Reglin auf den oft beobachteten Rückschritt zu einem textlastigen Nürnberger-Trichter-Modell des Lernens hin. Diese Beanstandung motivierte uns zur Einplanung von Features, die den eigentlichen Mehrwert von E-Learning-Produkten ausmachen.
- Simulationen und Internetressourcen ermöglichen einen "manipulativen und konstruierenden Umgang mit dem Lernmaterial", so Schulmeister (S. 229).
- eine interaktive Simulation für regelbasiertes Stemming an deutschsprachigen Texten:
http://www.bui.haw-hamburg.de/pers/ursula.schulz/astep/le4_step_2.html - eine interaktive Simulation verschiedener Verfahren der automatischen Textzusammenfassung:
http://www.bui.haw-hamburg.de/pers/ursula.schulz/astep/le7_step_4.html - Das Reorganisationsvorhaben einer fiktiven Firma, nennen wir sie WissOrg, bietet den Studierenden einen Rahmen für problemorientiertes Lernen und eine Identifikationsmöglichkeit mit den unterschiedlichen Interessen der Mitarbeiter. Jede Lerneinheit beginnt mit einer neuen Situation in dieser Firma, die auf dem vorangegangenen Diskussionsstand aufbaut. Der jeweils zweite Schritt in jeder Lerneinheit heißt "WissOrg argumentiert". Er beteiligt die Studierenden an dem Informations- und Diskussionsprozess der Mitarbeiter, indem die Studierenden deren Rollen einnehmen. (Vgl. auch Sauter.)
http://www.bui.haw-hamburg.de/pers/ursula.schulz/astep/wissorg.html
Beispiele aus A-MOLL:
Die Inhalte unseres Lernmoduls eignen sich in besonderer Weise für webbasiertes Lernen. Automatische Inhaltserschließung kann in vielfältiger Weise simuliert werden. Das Internet selbst bietet anschauliche Beispiele für die zu vermittelnden Inhalte: Suchmaschinen oder verschiedene Forschungsprojekte mit Demo-Programmen.
Sehen Sie selbst ...
... einige Simulationen verschiedener Verfahren der automatischen Indexierung in unserem Lernmodul
Beachten Sie, wie die Simulationen in einem Kontext von Initialaufgaben stehen. Die Studierenden finden spielerisch heraus, wie die simulierten Verfahren funktionieren. Darauf folgt jeweils eine Aufforderung, die Ergebnisse der Verfahren zu bewerten. So werden ehemals frontal vorgetragene Inhalte durch die Studierenden konstruktivistisch erarbeitet.