Interview

MILAN MARKOVIC, MODEDESIGNER

Milan Markovic hat in Hamburg Modedesign studiert. Er ist selbständig.

Interviewer:
Weshalb haben Sie sich für das Studium "Modedesign" entschlossen?
Wo lagen Ihre Interessen und Ihre Motivation?

Milan Marcovic:
Zunächst einmal, wenn man beschließt Modedesign zu studieren, hat man die Vorstellungen, wie die meisten anderen Leute auch, daß das wunderbar kreativ ist, daß man nur noch am entwerfen ist und große Modeschauen macht und mit wichtigen Leuten zusammenkommt, daß man die Welt bereist, daß man viele Ausstellungen, viele schöne Opern, Theater oder sonstige Aufführungen mitbekommt und daß man irgendwann einmal zu den tonangebenden und wichtigen Leuten gehört. Blödsinn - das glaubt man vielleicht noch im 1, und 2. Semester, wenn man studiert dann stellt man fest, daß da schon das Gehacke und Gerangel losgeht wie in keinem anderen Studium. Ich habe vorher BWL und Jura studiert, da hat man zusammen gelernt, zusammen gearbeitet. Bei Mode war das so, daß ich im ersten Semester noch Ideale hatte und dann wurden es weniger und weniger. Das ist so eine Einzelkämpfer-Geschichte, die man fast gar nicht glauben mag. Kreativität bedeutet für mich mit vielen Menschen zusammensein, sich austauschen können und das ist wichtig - bloß dafür sucht man sich nicht die Leute aus der Mode. Alle Menschen, die um mich herum arbeiten, mit denen ich zusammenarbeite kommen nicht aus der Mode.

Interviewer:
Wie hat Ihr weiterer beruflicher Weg ausgesehen?

Milan Markovic:

Ich habe im zweiten Semester die erste Modenschau gemacht. Da war ich 23 Jahre alt, hatte schon die große Schau mit vielen Models. Die Presse fand das ganz klasse und dann wurde ich hochgehoben und wieder fallengelassen. Dann hatte ich mein erstes finanzielles Desaster, weil zuerst alle Banken "ja und klar und machen wir" sagten. Das Kreative muß man sich selbst erarbeiten, da muß man auch mal auf die Nase fallen, bloß dieses ganze finanzielle Desaster könnte man jungen Designern ersparen, wenn fähige Leute da wären, um Ihnen zu helfen.

Interviewer:
Wie sieht der Arbeitsalltag bei Ihnen aus?
Haben Sie viel Laufkundschaft in Ihrem Atelier?

Milan Markovic:
Unangemeldet hier in das Atelier kommt eigentlich niemand. Die ganzen gewerblichen Kunden, da fahren wir hin. Die sitzen teilweise auch nicht in Hamburg, sondern in Frankfurt, Dortmund, München, Stuttgart usw. Privatkunden kommen natürlich ins Atelier.

Interviewer:
Was produzieren Sie genau?

Milan Markovic:
Verschiedenes. Einmal die Couture, d.h. Maßanfertigung für Kunden vom Hochzeitskleid bis zur Unterhose. Das kann 800 DM, aber auch 500.000 DM kosten, machbar ist alles. Und wer viel Geld ausgeben will, kann es gerne bei mir lassen. Das ist das, was Spaß macht, sich mit einzelnen Personen auseinanderzusetzen und mit denen ein Image zu kreieren, eine Idee eine Form ihrer Seele oder Idee um sie herum, d.h. sie stellen mit ihrer Kleidung was dar oder wollen etwas bestimmtes damit darstellen. Wir machen auch teilweise auch für "Karrierefrauen" Kleidung, die sie bei der Arbeit tragen, d.h. sie wollen etwas bestimmtes erreichen gegenüber ihren Partnern, Kunden , Lieferanten usw. - einen ganz bestimmten Eindruck hinterlassen. Das ist immer sehr spannend, weil man ganz genau gebrieft wird. Es wird einem ganz genau erzählt was sie machen, wie sie es machen, welche Musik sie hären, wie sie drauf sind, welche Literatur sie lesen usw.. Da lernt man eigentlich am meisten bei - man lernt, man hört nie auf, man ist nie perfekt, man lernt, man entwickelt sich. Das ist auch das schöne an diesem Beruf, daß immer Bewegung drin ist. Dann statten wir auch Hotels aus, allerdings nur erstklassige Häuser.